Mehr Europa statt Nationalismus

 

Ein Kommentar von Philipp Fricke

 

 

Wir leben seit über 70 Jahren in einem friedlichen (West)Europa. Wir können in vielen unserer Nachbarländer mit derselben Währung bezahlen. Wir können ohne lange Staus an den Grenzen in den Urlaub fahren (nun gut, zu Ferienterminen gibt es immer Stau…). Wir müssen keine Roaming-Gebühren mehr bezahlen. Ob bewusst oder unbewusst, die Europäische Union bringt für jeden von uns einen großen Nutzen. Doch trotzdem stimmten die Briten 2016 für einen Austritt ihres Landes aus der Gemeinschaft, und in vielen anderen europäischen Ländern gewinnen antieuropäische Parteien an Wählern. Dabei ist jetzt wichtiger denn je, dass Europa geschlossen auftritt.

 

 

 

Trump tweetet und poltert in Washington jeden Tag etwas Neues und trägt die alte „Wertegemeinschaft des Westens“ langsam zu Grabe. Mit dem Wegfall der USA als verlässlicher Bündnispartner wird Europa vor allem auch für Deutschland sehr wichtig. Denn der amerikanische Präsident hat mit seinen Strafzöllen auf Stahl und Aluminium nun auch noch einen weltweiten Handelskrieg vom Zaun gebrochen. Gerade für die Exportnation Deutschland kann dieser zur großen Gefahr werden. Jedes einzelne europäische Land würde zwischen den Wirtschaftsmächten USA und China wohl zerrieben werden. Wenn die Europäer jedoch zusammenarbeiten, stehen die Chancen, dass Europa seine Stellung als globaler Handelsknotenpunkt behaupten kann, gar nicht so schlecht, denn der Binnenmarkt der EU mit ihren 500 Mio. zahlungskräftigen Einwohnern ist größer als der der USA oder Chinas und damit der weltweit größte. Ein geeintes, starkes Europa kann auf internationaler Bühne also durchaus selbstbewusst auftreten und Freihandelsabkommen mit anderen Ländern schließen. Doch auch außerhalb solcher internationalen Konflikte bringt die Zollfreiheit innerhalb der EU viele Vorteile für europäische Unternehmen, da der Handel stark vereinfacht wird. So ist die EU mit Waren in einem Wert von 749,7 Milliarden Euro (laut: statista.com) der mit Abstand größte Absatzmarkt für deutsche Produkte, weit vor Amerika oder Asien.

 

 

 

Doch Europa wird durch bessere Zusammenarbeit nicht nur  auf der globalen Bühne stärker, auch andere Schwierigkeiten können zusammen besser gelöst werden. So wäre der Klima-und Umweltschutz viel erfolgreicher, wenn er in ganz Europa umgesetzt werden würde. Ein anderes Beispiel ist die Entwicklungshilfe. Investierte die Europäische Union gemeinsam Geld in Projekte in der sog. „Dritten Welt“, so ließe sich nicht nur das Leben der Menschen dort sehr verbessern, es kämen auch noch weniger Flüchtlinge nach Europa. Die Liste der Themen, in denen die 28 Länder zusammen mehr erreichen könnten, wäre an dieser Stelle noch unendlich weiterzuführen.

 

Den Konjunktiv habe ich an dieser Stelle bewusst eingebaut, da leider nicht alles so funktioniert, wie es sollte und könnte. Die osteuropäischen Länder zeigen sich in der Flüchtlingsproblematik nicht gerade solidarisch, Italiens neue Regierung verwehrt Flüchtlingsrettern den Zugang zu italienischen Häfen und auch in Deutschland spricht der Innenminister von der Zurückweisung eines Teils der Flüchtlinge an der Grenze (z.B. Menschen, die bereits einmal in Deutschland einen Asylantrag gestellt haben, der aber abgelehnt wurde). Kurz: Vor allem die Flüchtlingskrise hat die EU entzweit, wie kaum etwas zuvor. Dabei wären europäischer Grenzschutz und eine faire Verteilung der Asylbedürftigen in ganz Europa doch durchaus gute Lösungen. Um das Potential, das die Europäische Union bietet, voll auszuschöpfen, müssen tiefgreifende Reformen her. Ebensolche Reformen wurden von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron immer wieder vorgeschlagen. Als Beispiele hierfür wären der europäische Finanzminister oder auch eine europäische Armee zu nennen. Doch leider scheiterten diese vor allem auch an der schwierigen Regierungsbildung in Berlin und dem Zaudern der deutschen Kanzlerin, weil sie gerade für Deutschland teuer werden könnten; schließlich müsste Deutschland finanziell wohl die Hauptlast schultern. Diese Bedenken sind natürlich nicht unberechtigt, aber der Ertrag für alle Europäer würde viel größer sein, als jeder noch so hohe finanzielle Einsatz.

 

 

 

Es sollte den Politikern klar werden, dass ein starkes Europa für alle Mitgliedsstaaten alternativlos ist!

 

 

 

Von Philipp Fricke, 10b